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Hundeschule Rostock


"Pflicht"wissen


Die Motivation des Hundes - "Mein Hund mag keine Leckerlis!" - Motivation zur Mitarbeit unter großer Ablenkung


Animation Die Motivation des Hundes ist das A und O bei der Hundeerziehung. Wenn jeder Hundehalter seinen Hund für sich begeistern könnte, gäbe es wohl kaum Hundeschulen...

Viele Hundefreunde lehnen es ab, mit Leckerlis zu arbeiten, oder der Hund ist ein "schlechter Fresser" und deshalb nur selten oder gar nicht mit Belohnungshäppchen zu bestechen.



Erinnern wir uns doch mal an unsere Schulzeit...
Wenn mein Vater mich dazu ermahnte, meine Hausaufgaben zu erledigen, hab´ ich mich zwar nicht widersetzt, aber das hat mich auch nicht gerade dazu motiviert, die nächste Hausaufgabe mit Freude anzufassen. Alles, was durch Druck abverlangt wird, steigert nicht die Motivation! Die nächste Ausführung einer Aufgabe muß meistens wieder mit Druck durchgesetzt werden.

Wenn Ihr Hund lernt, daß es sich für ihn lohnt, zu Ihnen zu kommen, oder eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen, hat er ein Motiv, ohne Druck mitzuarbeiten.

Natürlich... der Hund ist zwar bestechlich durch solch ein Training und gegen die Arbeit mit Leckerlis und Spielzeug spricht auch das Argument, daß man auf 150 Meter Entfernung äußerst selten Schnuffis Kopf mit dem Leckerli trifft. Auch die Schlussfolgerung, daß der Hund nicht mitarbeiten will, wenn man kein Leckerli dabei hat, ist richtig.

Richtig ist aber der Weg der Motivation - nicht die Methoden, die durch Druck etwas erzwingen, denn unsere Vierbeiner werden ohnehin häufig nur als Befehlsempfänger angesehen.

Animation Wie sieht denn der Wortschatz aus, den der Hund von den Menschen zu hören bekommt?
Ich zähle mal auf:

Falsch! Sitz! Platz! Bleib! Bei Fuß!
Runter von der Couch! Komm! Ins Körbchen! Aus! Pfui!
Raus aus der Küche! Nein! Such! Apport! Go!
Weg! Links! Rechts! Voraus! Zurück!


Hund: "Yes Sir, Drill Sergant!"

Hallooooo???? Kommt da etwa der heimliche Berufswunsch ans Licht und der Hund ist das Opfer?

Welche Worte hört der Hund denn, mit denen er etwas Angenehmes assoziiert?

Fein (oder brav, oder gut gemacht, oder braver Hund) Lauf!     Friß!    

Haben Sie mitgezählt?
Ca. 20 Befehle, die etwas verbieten, unterdrücken oder fordern und nur ca. 3 bis 5 "Genehmigungen" (aus unserer großen Güte heraus), bzw. Belobigungen. Manchmal möchte ich kein Hund sein...

Wie sieht denn der Tagesablauf vieler, vieler " Durchschnittshunde" aus? Morgens schnell Pipi und Kaka (möglichst nicht im eigenen Garten, aber ruhig beim Nachbarn), dann fix wieder rein. Es regnet und "der Hund mag" das nicht. Hund ist allein, bis Frauchen und Herrchen wieder von der Arbeit zurück sind. Schnell eine Runde wie morgens und wieder rein. Abends dann ein längerer Spaziergang und dabei vielleicht noch 20 x Bällchen werfen. Dann geht´s wieder rein und Hund darf Frauchen und Herrchen beim Fernsehen zugucken... That´s it!

Nun ja... in der heutigen Zeit gehen zum Glück viele Hundebesitzer wenigstens ein- bis zweimal die Woche zum Agility, Flyball oder bieten den Vierbeinern andere Beschäftigungsmöglichkeiten. Je öfter gemeinsam etwas unternommen wird, desto besser wird das Verhältnis zwischen Hund und Besitzer. Je öfter eine gemeinsame Aktivität verfolgt wird, um so stärker ist die Bindung des "Rudels"...

Kommen wir zu den Leckerlis und einem Beispiel zurück: Ich versuchte, den Besitzern einer zurückhaltenden und ängstlichen Hündin behilflich zu sein. Sie jagte aber, wie es den Galgas so angeboren ist, gern hinter allem her, was sich schnell bewegt. Alle Ablenkungsmanöver ignorierte sie und die angebotenen Leckerlis lehnte sie verächtlich ab.

Die Ziervogelvoliere meines Nachbarn war für einige Tage der erklärte Lieblingsaufenthaltsort für uns. Bewaffnet mit Einmalhandschuhen, in klitzekleine Würfel geschnittener roher Leber (in einem Gefrierbeutel aufbewahrt) und an der Schleppleine befestigt, konnten wir Daliah davon überzeugen, daß es toll ist, wenn man sich nicht den Vögeln zuwendet. Mit viel Einfühlungsvermögen und Reizangelübungen haben wir es geschafft, Daliah für "gestellte Jagdszenen" zu begeistern. Den "Rennausgleich" und eine super Bindung zwischen Hund und Herr schafften wir über das Longiertraining. Daliah ist seither super motiviert und interessiert, obwohl sie immer noch nicht gern für Leckerlis arbeitet!

Sie sehen, es lohnt sich, so zu arbeiten. Es ist dabei nicht erforderlich, den Hund dauernd zu bestechen, aber man kann einen Einstieg bewirken. Später, wenn der Hund zuverlässig mitarbeitet, werden die Leckerlis weniger bzw. gar nicht mehr gegeben.

Und: für jeden Hund gibt es "Das richtige Leckerli" oder Spielzeug...

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